In einem Zustand genau zwischen ausgeschlafen und müde … also eher so mittel … klingelt in aller Herrgottsfrühe der Wecker.
Und da beginnt er also, der große Wandertag über Stock und Stein.
Das grundsolide Frühstück bestehend aus einer Art Continental Menu wurde im Curry Village Pavilion eingenommen. Kaffee kostete extra, Milch war gratis … total crazy hier.
Nach dem üblichen Klogang und der Wasserbevorratung von Bernhard beim hiesigen Wasserschlauch konnte es dann doch endlich losgehen. Um auf Nummer Sicher zu gehen, habe ich 6 Liter Wasser eingesteckt, das sind 2 Liter mehr als vom US National Park Service empfohlen. Als Vorbereitung auf die Wanderung hatten wir uns auch schon den notwendigen Permit besorgt und Handschuhe/Gloves für den Höhepunkt der Strecke gekauft.
Nachdem wir gestern bei fast vollkommener Dunkelheit ins Tal angereist waren, waren wir umso mehr von der Bergkulisse begeistert, denn davon war vorher nichts anzumerken.
Das Wetter könnte besser sein, aber immerhin war es trocken …
Das dürfte unser Ziel in einigen Stunden sein: der Half Dome …
Bereits nach den ersten paar Hundert Metern war klar: es wird ein schöner aber dennoch sehr, sehr anstrengender Aufstieg werden. Der „Mist Trail“ verlangt uns einiges ab …
Kurz vorm ersten Wasserfall (Vernal Falls) mussten wir dieses Nadelöhr feinster amerikanischer Gebirgwegsarchitektur überwinden. Es fühlte sich total unamerikanisch an und dabei ist nicht nur die Natur gemeint …
Einiges schon geschafft, tief geht es runter …
Und endlich die wohlverdiente erste kurze Verschnaufpause mit etwas Gucken verbringen …
Jaja, lauft ruhig weiter vor. Bernhard zu mir: „Sieh einfach gerade Strecken als Pause an, die Steigungen und Stufen sind das Üble hier.“ Eigentlich hat er recht, aber eine richtige Pause wäre schon was feines.
Der zweite Wasserfall (Nevada Fall) ist schon in Sichtweite …
Nach dem meiner Meinung nach schlimmsten Part des Aufstiegs haben wir hier für einige Minuten an eine Weggabelung am „Merced River“ Rast gemacht. Anschließend führte uns Bernhard weiter auf den „John Muir Trail“.
Sehr schöne Gegend, auch wenn das Wetter (und das Team) nicht zum Verweilen einlud …
Zwischendurch musste ich auch öfters Kommentare wie diesem anhören: „Los komm schon, Fotografieren kannst du auch auf dem Rückweg … wir haben keine Zeit.“ Aber Recht haben sie, wir wollten schließlich nicht im Dunkeln zurücklaufen.
Es ist nicht mehr weit …
Außer der langsam eintretenden muskulären Erschöpfung merkte ich auch allmählich die Höhe, aber immerhin nicht so, dass mir schwarz vor Augen wurde. Das Atmen fiel schwerer und der Körper musste mehr pumpen.
Ich fing langsam an, die komplette Wanderung in Frage zu stellen und komische Gedanken schossen mir in den Kopf.
Wie kommen wir wieder zurück, wenn ich einen schlimmen Krampf bekommen würde?
Hätte ich die Burger und das schlechte Essen in den letzten Tagen lassen sollen?
Auch meine Ernährung stelle ich vollkommen in Frage. War diese Schuld an meiner schlechten Fitness?
Ich kämpfe mit mir psychisch und physisch.
Es sind keine Schmerzen, es ist nur eine Erschöpfung, die irgendwie überwunden werden muss … „einfach“ die eigene Komfortzone verlassen und über den eigenen Schatten springen.
Es hat gedauert, aber es geht weiter und weiter. Lieber keine Gedanken machen, sondern einfach weiterlaufen… das Hadern bringt nichts.
Eine willkommene Ablenkung war ein Treffen mit einem amerikanischen Paar für einen Small Talk: „Oh, are you from Miami? We are.“ dabei deutend auf mein Basketball-Cap …
„No, I’m from Germany, but I’ve been on an road trip through Florida.“ – „That sounds great. How was ist?“ Mit letzter Puste konnte ich noch ein weniger überzeugendes „awesome“ rausdrücken. Wir verblieben dann abschließend mit einem „Take care!“
Schade … hier mussten wir umkehren, weil die Sicht einfach zu schlecht war und es einfach zu gefährlich wurde.
Eine leichte Freude ist mir nicht abzuerkennen …
Zeit für ein Päuschen mit köstlichen Clif Bars …
Toll, auf der Hälfte des Rückwegs klarte es doch tatsächlich wieder auf.
Flüche aller Art strömten aus uns raus und dabei entstand auch der neue Name für den Berg: der „Fuckdome„!
Jetzt war aber doch noch Zeit für eine kleine Fotosession …
Der Weg bergab wurde immer beschwerlicher, besonders Ober- und Unterschenkel wurden stark beansprucht … die letzten Schritte mit Höhenunterschied mussten wir aber noch überwinden.
Es war gut, dass die letzten Meter bis zur Cabin flach waren, das war wie Urlaub für die Knochen.
Letztendlich konnte ich doch meine Grenzen und besonders meinen inneren Schweinehund überwinden.
Am Ende des Tages hatten wir alle totalen Schmacht auf eine leckere, fettige Pizza, aber keiner wollte mehr das Bett verlassen. Nur für eine Dusche war noch Kraft da und die war dringend nötig.
Kurz darauf schliefen wir unter wundervollem Sternenhimmel …
total erschöpft und etwas enttäuscht – aber doch um eine tolle Erfahrung reicher – schnell ein.
Hallo Mattes, danke für den tollen Beitrag! Die Bilder sind dir unglaublich gut gelungen, hoffe du hattest deinen Spaß.
Liebe Grüße