Vor einiger Zeit startete genauer gesagt schon das Linux Experiment – noch bevor ich den ersten Artikel dazu geschrieben habe.
Zur Erinnerung, es sind folgende Distributionen in die engere Auswahl gekommen:
- Debian
- EndeavourOS
- Fedora
- Linux Mint
- OpenSUSE
- Ubuntu/Kubuntu
Es gibt so einige Leute da draußen, die diese riesige Auswahl an Distributionen verteufeln, weil die sich „einfach“ nicht entscheiden können.
Aber das schöne ist doch, dass man eine Auswahl hat. Das gibt’s quasi bei Microsoft oder Apple nicht.
Am Ende findet man die Linux Version, die zu einem passt und im Prinzip ist es egal, welche man wählt, da kann man nichts falsch machen.
Allerdings ist es definitiv zu empfehlen, eine der größeren, bekannten Distributionen zu wählen, damit da genug Weiterentwicklung gegeben ist und vor allem auch genug Support durch eine große Community.
An dieser Stelle möchte ich nun die für mich entscheidenden Vor- und Nachteile dieser Linux Versionen schreiben, dabei soll es nicht zu viel Prosa sein und ich versuche mich kurz zu fassen.
Debian
Vorteile
Debian ist eine möglichst schlanke, grundsolide Linux Distribution und eine der am längsten existierenden. Bei der Installation hat mal auch die Wahl, welche Desktop-Umgebung (DE) man einsetzen möchte. Beliebt ist dieses Linux vor allem als Server-Betriebssystem. Und nicht umsonst basieren viele andere Distributionen auf Debian.
Mein persönlicher Vorteil: ich arbeite schon seit zig Jahren auch mit Ubuntu, was ja auf Debian basiert, also sind mir da viele Schritte und Gegebenheiten bereits bekannt.
Nachteile
Der meiner Meinung nach einzige Nachteil ist jener, dass aufgrund der „rock-stable“-Philosophie bei Debian, Weiterentwicklungen im Kernel oder andere Teile der Software verspätet ausgerollt werden. Im Moment würde ich für mich behaupten, dass mir das egal ist, immer auf der aktuellsten Software zu sein .. danach habe ich kein Bedürfnis.
EndeavourOS
Vorteile
Es gibt viele Leute, die auf Arch und Arch basierte Linuxe setzen. Das gute an EndeavourOS ist aber, dass die sonst bei Arch komplizierte und definitiv nicht für Anfänger gedachte/gemacht Installation vereinfacht wurde. Oft wird diese Distribution gerade für’s Gaming empfohlen. Auch hier können direkt mehrere Oberflächen gewählt werden. Weiterhin handelt es sich um ein rolling-release und man ist immer up2date.
Nachteile
Für mich persönlich sind Arch und deren Ableger mehr oder weniger Neuland. Durch das rolling-release können sich natürlich auch Fehler und damit Instabilität einschleichen, aber dazu fehlt mir hier die Erfahrung.
Fedora
Vorteile
Ich würde mal behaupten, dass es ein Vorteil ist, dass der Erfinder und Entwickler von Linux namens Linus Torvalds selbst Fedora nutzt. Das könnte aber auch an seiner Vergangenheit bei „Red Hat“ liegen. Fedora besitzt kein rolling-release, sondern ist auch der klassischen Update-Politik unterzogen. Ansonsten macht Fedora einen guten Eindruck mit dem Slogan und der entsprechenden Philosophie dahinter „Es ist dein Betriebssystem.
Nachteile
Hinter Fedora steckt der große IT-Konzern „Red Hat“, das hinterlässt bei mir immer einen faden Beigeschmack. Red Hat nutzt dabei die Erfahrungen mit Fedora, um diese bei seinem Hauptprodukt „Red Hat Enterprise Linux“ (RHEL) zu implementieren. Fedora ist dabei quasi das Testobjekt, die abgeschlossenen Elemente werden dann in RHEL eingebaut.
Anders als bei anderen Distributionen mit einer Langzeitunterstützung (z.B. Ubuntu LTS [Long-Term Support]) ist man hier mehr oder weniger gezwungen ungefähr jedes Jahr auf ein neues Release zu wechseln. Prinzipiell handelt es sich hier aber um ein Upgrade und alle Daten bleiben erhalten.
Linux Mint
Vorteile
Linux Mint gehört zu den Linux Distributionen, die am meisten für Windows Verweigerer/Umsteiger empfohlen wird. Die hauseigene Oberfläche Cinnamon macht den Umstieg wegen der Ähnlichkeit zu Windows nun mal einfacher. Dementsprechend groß ist auch die Community und wird um die Community von Ubuntu erweitert, da Linux Mint auf Ubuntu basiert.
Es gibt auch noch Linux Mint Debian Edition, was im Grunde die gleiche Erfahrung wie das normale Linux Mint bietet, aber als Basis dient – wie der Name schon sagt- Debian statt Ubuntu. Wie schon im ersten Beitrag erwähnt, nutze ich Linux Mint auf meinem Laptop für Unterwegs und bin damit sehr zufrieden.
Nachteile
Mir persönlich gefällt der Cinnamon Desktop nicht ganz so gut wie KDE, aber ansonsten ist es schwierig für mich Nachteile für Linux Mint zu finden – außer wie vorher schon erwähnt die Nachteile bei Ubuntu selbst.
OpenSUSE
Vorteile
Tatsächlich habe ich meine ersten Schritte in Linux auf der Berufsschule mit damals noch nur „SUSE“ gemacht, vermutlich war es um die Version 9 herum.
Mittlerweile gibt es hier zwei unterschiedliche Ansätze für OpenSUSE: Tumbleweed – ist wie Arch/EndeavourOS ein rolling-release und ständig möglichst aktuell – und Leap, was mehr einem klassischem Betriebssystem mit mehr oder weniger regelmäßigen Updates verfolgt.
Nachteile
Ähnlich wie bei Fedora steckt hier eine Firma dahinter. „SUSE“ ist dabei natürlich nicht ganz uneigennützig unterwegs und nutzt die Kooperation auch für ihre kostenpflichtige Distributionen u.a. SUSE Linux Enterprise Server (SLES). Vor- und Nachteil zugleich ist man hier wieder bei den rolling-releases in Tumbleweed.
Ubuntu/Kubuntu
Vorteile
Ubuntu und seine Ableger in unterschiedlichen user interfaces (Kubuntu = KDE, Xubuntu = XFCE, Lubuntu = LXQt, Ubuntu = Gnome) sind wahnsinnig beliebt und bestimmt die am meisten genutzte Distribution. Daher sollten in der Community keine Fragen bei Hilferufen offen bleiben. Ebenso ist wie oben schon erwähnt Debian als Basis gewählt worden – das grundsätzliche Handling z.B. in der Linux Shell ist das also so gut wie gleich. Gerade wegen der mir bekannten und einfachen Bedienung nutze ich auch Ubuntu sowohl in meinem privaten Server als auch in einer gemieteten VM online.
Nachteile
Das Unternehmen Canonical ist für die Entwicklung für Ubuntu und Konsorten verantwortlich und macht sich trotz der Beliebtheit des Betriebssystem durch manche unglücklichen Entscheidungen nicht selbst beliebt.
Fazit
Bei meinen Recherchen und Versuchen einiger Live-Distros habe ich festgestellt, dass für mich das klassische Userinterface eines Linux am meisten zusagt. Das Konzept bei Gnome einer übersichtlichen und tablet-artigen Desktop zu bieten, kann ich nachvollziehen, gehört für meinen Geschmack aber nicht auf den PC. Daher grenze ich die Wahl der Linux Distribution auf diejenigen ein, die vor allem KDE oder vielleicht noch Cinnamon anbieten.
Das ist auch der Grund, warum ich im Bereich Ubuntu speziell Kubuntu erwähnt habe, da dies die KDE Version von Ubuntu ist.
Wie zwischendurch schon genannt bin ich durch meine Vorkenntnisse ziemlich voreingenommen, was die Basis einer Distribution angeht. Da es bei der Findung tatsächlich um eine endgültige Linux Lösung quasi 24/7 handeln soll, habe ich mir zwei weitere wichtige Regeln auferlegt:
– keine weiteren Experimente
– keine weiterer Neuanfang bei einer anderen Distro (noch mal alles neu machen, dafür bin ich zu faul)
Daher muss es daher zwingend ein Linux aus der Debian-Welt sein.
Ubuntu ist schon mal ausgeschieden, da mir der negative Einfluss von Canonical nicht gefällt.
Linux Mint ist raus, das reicht mir auf meinem Laptop und darf da gerne weiter laufen.
EndeavourOS könnte nur vielleicht etwas taugen, aber fehlen mir die Kenntnisse im Arch-Umfeld einfach und das widerspricht einer meiner Regeln.
OpenSUSE und Fedora finde ich trotz einer Firma dahinter ganz spannend und werden sicher weiter beobachtet oder finden sogar tatsächlich den Weg auf meinen LAN-PC (#FirstWorldProblem) – ja ab und zu gibt es noch so richtig oldschoole LAN-Parties.
Somit steht also Debian als neue Linux Distro im Umstieg Prozess von Windows fest.
Aber es heißt nicht, dass ich Debian nehme, weil es übrig geblieben ist. Es passt einfach zu mir und meiner Arbeitsweise: es ist von Hause aus schlank, es ist absolut stabil, es ist weltweit beliebt genug, um Unterstützung zu bekommen und die neusten Updates brauche ich wirklich nicht. Es ist auch nicht zu fancy und abgedreht wie andere Distros und man auch die Qual der Wahl bei der Desktop Umgebung – natürlich habe ich da KDE gewählt. Von Hause aus ist es zwar total langweilig, aber hier gibt es genug Einstellungsmöglichkeiten.
Um ehrlich zu sein, war es mir irgendwie schon am Anfang der Suche sicher, dass es Debian werden wird.
Im nächsten Bericht zu dieser Artikelserie geht es dann um die Installation und die ersten Schritte im neuen Betriebssystem.